Einen Habicht zu beobachten ist schon sehr kniffelig und verlangt viel Geduld. Es sei denn, man verbringt sowieso sehr viel Zeit im Wald. Oder man geht einfach zur richtigen Zeit in den
richtigen Straßen einer Großstadt wie Berlin shoppen. Habichte siedeln in beiden Lebensräumen. Gute Stadtreviere sind störungsfreier, sicher und entsprechend umkämpft.
Der Habicht besiedelt zwei grundverschiedene Habitate. Er liebt waldreiche Lebensräume, vielfältige Kulturlandschaften und größere Parks. Wichtig sind ihm Gebüsche und Hecken, die Sichtschutz bieten. Denn der Habicht ist ein Überraschungsangreifer, der von einem versteckten Ansitz möglichst lange in Deckung bleibend die Beute anfliegt. Dabei ist er auch zu einem längeren, eher bodennahem Verfolgungsflug fähig. Seine ausgeprägte Flugmuskulatur macht ihn zu einem flotten Schnellstarter, die relativ kurzen Flügel und der lange Steuerschwanz verhelfen ihm zu Wendemanövern auf engstem Raum. Tatsächlich hat man aber nur während dieser kurzen Jagdflüge die größten Chancen, den Habicht im Gelände zu sehen. Ausnahmsweise auch während der Balzzeit von spätestens Januar bis Ende Februar. Hierbei stellt das Männchen seine wattebauschähnlichen Unterschwanzdecken auffällig zur Schau.
Der Habicht kann mit einem Sperber verwechselt werden, der in den gleichen Lebensräumen sogar doppelt so häufig vorkommen kann. Er ist zierlicher, eher braun gesperbert und hat keinen ausgeprägten hellen Überaugenstreif.
Überraschenderweise kann man seit den 1980er Jahren eher Glück haben, in Städten wie Berlin, Hamburg, Kiel, Köln und Dresden Habichte zu beobachten. Und hier nicht nur in den
Stadtwäldern, größeren Parkanlagen, Friedhöfen und begrünten Innenhöfen, sondern auch im Citybereich. Berlin hat mit 100 Brutpaaren im Jahr 2014 sogar die höchste Siedlungsdichte von Habichten
weltweit. Die Vögel verhalten sich hier wesentlich stressresistenter und auch nicht sonderlich menschenscheu. In Hamburg jagen sie auf stark belebten Einkaufsstraßen. Sie haben gelernt, dass
ihnen in der Stadt nicht nachgestellt wird und das Angebot an Tauben und Ratten ist ganzjährig hoch. Jungvögel verenden aber häufig an unmarkierten Glasflächen.
In der Natur reagiert der Habicht sehr empfindlich auf menschliche Störungen, vor allem in der Nähe seines Horstes. Habichte sind standorttreu und besiedeln in ihrem Revier mehrere „Wechselhorste“.
Der Mensch verdrängt den Habicht aber nicht nur aus seinen natürlichen Lebensräumen, ihm wird auch immer noch massiv illegal nachgestellt. Denn an einem Teil seiner Beutetiere
haben auch Menschen ein Interesse. 90 Prozent seiner Nahrung machen mittelgroße Vögel von Staren- bis Krähengröße aus. Vor allem die größeren Weibchen erlegen kräftigere Beute. Konflikte mit dem
Menschen treten daher auf bei Haus- und Brieftauben, Hühnern, Hasen und ausgesetzten Fasanen. Auch ist das Aushorsten für die Falknerei noch nicht grundlegend verboten.