Inmitten der Stadt eine Heimat für Insekten

Verena Müller

Weinheimer Nachrichten vom 7.3.2019

Weinheim

 

NABU plant Schmetterlingswiese am ZOB

 

Weinheim. Mitten in der Stadt will der NABU Weinheim die Menschen für das Thema Naturschutz sensibilisieren. Auf einem etwa 800 Quadratmeter großen Grundstücksstreifen gegenüber des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) lässt der Verein in den kommenden Wochen eine Schmetterlingswiese anlegen. Das Geld dafür kommt vom Natur-Spiel-Haus Weinheim, einem privaten Kindergarten, der sich mittlerweile aufgelöst hat.

Wir möchten den Menschen zeigen, dass sie auch im eigenen Garten entspannter mit ,Unkräutern’ wie Löwenzahn umgehen sollten. Denn diese Pflanzen sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Insekten. Pfauenauge, Steinhummel, Distelfink und Co. finden dort einen neuen Lebensraum“, sagt Ralf Hilpert vom NABU. Das Grundstück gehört der Deutschen Bahn, zuständig ist jedoch die Stadt Weinheim und die hat den Plänen bereits zugestimmt.

Mit Sorge beobachten die Naturschützer, dass immer mehr Menschen angeblich „pflegeleichte“ Steingärten anlegen. Statt eines perfekt gestylten, aber toten Designer-Gartens plädiert der NABU zu mehr „Mut zur Lücke“.

Wie wunderschön der Wildwuchs von Gräsern, Blumen und Stauden sein kann, soll anhand der Wiese anschaulich gezeigt werden. Außerdem: „Wir werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft noch mehr heiße Sommer haben. Und da ist man gerade in der Stadt froh um jedes bisschen Grün“, sagt Hilpert.

Auch Kindergartengruppen und Schulklassen können die neue Wiese später einmal besuchen und so lernen, welche Pflanzen bei uns wachsen und wie wichtig sie als Nahrungsquelle und Brutstätte von Insekten sind. „Die Kinder können dann die Insektenvielfalt erleben und deren Schönheit schätzen lernen“, hoffen Hilpert und seine Mitstreiter.

Sie haben sich auch schon Rat bei einem Experten geholt, bei Professor Cassian Schmitt, Leiter des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof. Er sagt: „Ich unterstütze dieses Vorhaben, es ist eine gute Sache. Aber in einem urbanen Bereich in so exponierter Lage kann man eine Wiese nicht einfach wild wachsen lassen, sondern muss die Pflanzen bewusst auswählen, damit es ästhetisch aussieht. Repräsentativ und naturnah lässt sich aber durchaus verbinden, wenn man genügend Knowhow hat und die Wiese auch gut gepflegt wird“, sagt Schmitt. Ganz einfach sei das Unterfangen allerdings nicht, sagt der Gartenexperte.

Um Passanten schon jetzt auf die Pläne es NABU aufmerksam zu machen, wurde bereits eine Hinweistafel aufgestellt. vmr

 

Tipps für naturnahes Gärtnern

Auch in einem kleinen Garten, sogar auf Terrassen und Balkonen kann man eine Heimat für Insektenschaffen.

Pflanzenteile, die über den Winter abgestorben sind, sollten nicht zu früh zurückgeschnitten werden, da sich darin Larven, zum Beispiel von Schmetterlingen, einnisten.

Die einfachste Regel lautet: Pflanzen statt Schotter. Klar ist ein Vorgarten, bei dem ein Großteil mit Steinen abgedeckt ist, auf den ersten Blick pflegeleichter, als einer, bei dem man regelmäßig Unkraut jäten muss. Aber: Die Mühe lohnt sich, spätestens dann, wenn es vor dem Haus grünt und blüht.

Es muss ja nicht der gesamte Garten sein, doch in einer Ecke sollte man Wildwuchs mit Brennnesseln, Löwenzahn und Co. zulassen.

Herbstlaub auf Beeten und unter Bäumen nicht entfernen, denn es bietet Insekten ein Winterquartier. Ausnahme: Auf dem Rasen sollten über den Winter keine welken Blätter liegen bleiben.

Bunte, einfach blühende Pflanzen sind wichtig für Insekten. Nicht alle in Baumärkten und Gartencentern angebotenen Pflanzen sind tatsächlich insektenfreundlich. Hochgezüchtete Pflanzen produzieren keine oder weniger Pollen und Neckar. In weisen kennzeichnen viele Händler „insektenfreundliche“ Pflanzen gesondert. Das macht die Auswahl leichter.

Synthetische Pflanzenschutzmittel sind beim naturnahen Gärtnern tabu, denn sie wirken nicht nur gegen Schädlinge, sondern auch gegen Nützlinge.