
In diesem Sonderbundrief zum Projekt "Gemeinsam für den Steinkauz" möchte der BUND Dossenheim auch im Namen der Aktiven des NaBu Weinheim als Projektbeteiligte Sie über das Ergebnis der diesjährigen Steinkauzbrutsaison informieren.

Erneuter Zuwachs an Revier- und Brutpaaren
Nach dem großen Reproduktionserfolg im vergangenen Jahr konnte das Projekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ 2025 trotz eines überwiegend schwachen Mäuse- und Maikäferjahres eine weitere Zunahme bzw. Ausbreitung verzeichnen: Zwar wurden mit 40 Jungvögeln und 2 supplementierten Individuen weniger Jungkäuze großgezogen als im Vorjahr (2024: 47), dafür stieg die Zahl der Brutpaare von 11 auf 17 und die der Revierpaare von 14 auf 20 signifikant an.
Die Brutpaare verteilten sich auf folgende Gemarkungen:
- Dossenheim (1)
- Edingen-Neckarhausen (1)
- Eppelheim (1)
- Heddesheim (1)
- Heidelberg (1)
- Mannheim (1)
- Viernheim (1)
- Hemsbach-Laudenbach (2)
- Ladenburg (5)
- Weinheim (3)
Weitere Revierpaare befinden sich auf folgenden Gemarkungen:
- Edingen-Neckarhausen (1)
- Heidelberg (1)
- Schriesheim (1)
Das schlechte Mäusejahr wirkte sich sowohl auf die Zahl der erfolgreichen Bruten (13) als auch auf die Gelegegröße aus. Mit durchschnittlich 2,86 Jungvögeln pro Brutpaar lag der Wert unter dem bundesweiten Langzeitvergleich. Zum Vergleich: 2024 zogen 10 Paare 47 Jungtiere auf – 2025 waren es 14 Paare mit 40. Charakteristisch für die zyklusbedingte Nahrungsknappheit an Feldmäusen war zudem, dass kaum Mäusedepots angelegt wurden, während diese im Vorjahr in vielen Röhren zu finden waren.
Wenn man bedenkt, dass das Projekt erst 2020 startete und damals nur ein einziges Brutpaar in der Großregion bekannt war, ist das eine schnelle Entwicklung
5 Jahre "Gemeinsam für den Steinkauz"
In Deutschland gibt es heute rund 7.500 bis 8.500 Brutpaare. Zwar steigt der Bestand wieder, doch ist dies fast ausschließlich auf gezielte Artenschutzprojekte zurückzuführen. Etwa 90% des deutschen Bestandes brüten in Nisthilfen. Auch im Rhein-Neckar-Gebiet war der Steinkauz lange verschwunden. In den 1980er Jahren brachen nach der Rodung alter höhlenreicher Bäume, dem voranschreitenden Flächenfraß und der zunehmenden Zersiedelung die letzten Teilpopulationen in der Metropolregion zusammen. Ab 2006 begannen NABU Heidelberg und BUND Dossenheim mit ersten Nistkästen. Lange Zeit blieb der Erfolg aus – es gab nur wenige Einzelbeobachtungen und im Corona-Frühjahr 2020 bestand sogar die Befürchtung, das lange Zeit einzig bekannte Steinkauzbrutpaar der Region verloren zu haben, bis 2020 das kooperative Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ mit neuer Strategie begann.
Heute sieht die Situation nach fünf Jahren deutlich besser aus: Im Projektgebiet von Hembsbach-Laudenbach im Norden und Reilingen im Süden haben wir in diesem Jahr 20 Revier- und 17 Brutpaare dokumentiert.

Beringung – Grundlage für Forschung und Schutz
Nur mit dem Vertrauen der Eigentümer*innen konnten wir die Kästen an geeigneten Orten montieren. Das bedeutet, dass der Schutz und die Diskretion der Standorte oberste Priorität haben. Die Nistkästen haben feste Betreuer*innen, die sie jährlich im Herbst reinigen und im Frühjahr kontrollieren. Wird eine Brut festgestellt, werden die Jungkäuze und, falls im Nistkasten anzutreffen, auch die Alttiere im Rahmen des Beringungsprojekts "Brutpopulationsuntersuchung am Steinkauz" des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie (Vogelwarte Radolfzell) von Elisabeth Hatzenberger und Michael Ziara beringt. Dies ist ein wichtiger Baustein unseres Projekts. Dabei erhalten die Steinkäuze mit Genehmigung des Regierungspräsidiums einen Metallring mit einer individuellen Nummer der Vogelwarte Radolfzell – quasi ihren „Personalausweis“.
So lässt sich später nachvollziehen:
- wann und wo er geschlüpft ist,
- wie alt er geworden ist,
- und ob er in der Region verblieben oder abgewandert ist.
Die gewonnenen Daten sind unverzichtbar, um den Bestand langfristig zu überwachen, den Erfolg der Schutzmaßnahmen zu bewerten und bei Wiederfunden wertvolle Erkenntnisse zur Ausbreitung und Vernetzung der Teilpopulationen im Rhein-Neckar-Gebiet zu gewinnen.

Supplementierung und Soft Release – Auswilderung zur Vermeidung von Inzucht
Neben der klassischen Bestandssicherung durch Nisthilfen setzen wir im Rhein-Neckar-Projekt inzwischen auf zwei unterschiedliche Auswilderungsmethoden, um einer Inzuchtdepression entgegenzuwirken: die Supplementierung und das Soft Release, die in Kooperation mit dem Zoo Heidelberg stattfinden. Dort erbrütete Jungvögel setzen wir in unsere Nistkästen, in denen gebrütet wird – das nennt man Supplementierung.
Die Methode nutzt eine Besonderheit der Eulen: Sie erkennen ihre Jungvögel nicht individuell. Das heißt, wenn wir Jungkäuze im richtigen Alter zu einem wilden Gelege dazugeben, werden sie sofort angenommen und von den Alttieren mitaufgezogen. So können wir zwei Ziele erreichen: Wir verringern Inzucht in einer kleinen isolierten Population und stärken die Zahl der Jungvögel, die ins Leben starten.
Ein besonders schönes Beispiel gab es 2023: Ein im Zoo geschlüpftes Weibchen wurde im Projektgebiet als Nestling supplementiert und besetzte im Jahr darauf bereits ein eigenes Brutrevier. Sie zog vier Jungvögel groß, und zwar in einem Gebiet, in dem wir zuvor den Verdacht auf Inzuchtprobleme hatten. Diese Methode ist also einfach und effektiv zugleich und bietet für unsere Steinkauzpopulation im Rhein-Neckar-Gebiet eine echte Chance.
Anders verhält es sich beim Soft Release, das wir 2024 erstmals erprobt haben. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn die Jungkäuze aus dem Zoo schon flügge sind und damit nicht mehr supplementiert werden können. Sie werden dann für drei Tage in kleine, an die Nisthilfen montierte Volieren gesetzt und dort mit Futter versorgt. Nach drei Tagen öffnet man die Volieren und die Jungkäuze fliegen frei. Der entscheidende Vorteil ist, dass sie die Nisthilfe bereits als sicheren Tageseinstandsplatz kennen und sie häufig weiter nutzen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die ausgewilderten Tiere vor Ort bleiben und nicht weiter verstreichen. Auf diese Weise können gezielt Lücken im Projektgebiet geschlossen werden. Bei der diesjährigen Brutkontrolle haben wir an einer Stelle, an der es bislang keine Steinkauznachweise gab und wir daher 2024 mit dieser Methode ein Individuum ausgewildert hatten, eine gescheiterte Brut festgestellt. Das adulte Weibchen konnten wir greifen - es war unberingt. Der ausgewilderte Vogel diente somit wohl als "Ankervogel", der eine Partnerin angelockt hat.